Ruqaya Sidi – Mein Schulalltag in Mauretanien

Ruqaya Sidi
Die Schülerin Ruqaya Sidi [Die Fotos wurden von der Sahel-Stiftung für die Husumer SZ angefertigt]

In Mauretanien wird Arabisch und Französisch gesprochen. Das Land ist drei Mal größer als Deutschland. Es liegt neben Mali und Algerien. Über 80 Prozent der Landesfläche ist Wüste. Die Sklaverei in Mauretanien wurde zuletzt in 2007 abgeschafft.1 Mauretanien ist das letzte Land, das von der Sklaverei befreit wurde. Das heißt, dass 40 Prozent der Bevölkerung Sklaven waren. Ein Großteil der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Viele Frauen und junge Menschen finden keine Arbeit.

Das Mädchen Ruqaya Sidi

Ruqaya ist 18 Jahre alt. Ihre Familie hat wenig Geld. Ruqaya wohnt mit ihrer Mutter Yuma Bayram zusammen in einer Hütte mitten in der Hauptstadt Nouakchott und sie ist sehr schlau.

Ruqaya Sidi (rechts) mit ihrer Mutter (links) in ihrer Wohnhütte

Chancengleichheit

Es gibt Kinder von reichen Eltern, die früher Sklaverei betrieben haben, deshalb sehen die reichen Schulen besser als die anderen Schulen aus. Dann gibt es die Sahel-Stiftung, die arme Kinder sucht, die schlau sind wie Ruqaya. Die Sahel-Stiftung hat Ruqayas Ausbildung bezahlt. Jetzt darf Ruqaya auf die reiche Schule gehen.

Unsere Fragen an Ruqaya2

Haiyan fragt: Wie bist du auf deine Schule gekommen und warum bist du so schlau?

Ruqaya: „Ich habe meine Schule nicht selbst ausgesucht, sondern die Sahel-Stiftung hat sie für mich ausgewählt. Außerdem bin ich nicht so schlau. Ich bin nur ein ernsthafter und fleißiger Mensch. Ich weiß, wie wichtig es ist, in die Schule zu gehen, und hatte die angebotene Chance genutzt.“

Ritag fragt: Wie geht es dir in der Schule?

„Gott sei Dank sind die Schulbedingungen für mich sehr gut. Ich versuche immer, die Beste zu sein. Ich fühle mich in der Schule auch gut, weil ich vom Schulleiter gut behandelt werde.“

Walaa fragt: Lernen die Kinder in der Schule gut?

„Ja, die Kinder erhalten hier eine gute Ausbildung, weil es eine der besten Schulen des Landes ist.“

Juno fragt: Wie ist es für dich, mit der Hitze zu leben?

„Ich habe das Gefühl, dass mein Leben bis jetzt gut läuft. Ich habe mich an die Bedingungen angepasst und das Wetter ist nicht immer so heiß.“

Ruqaya macht Hausaufgaben
Ruqaya macht ihre Hausaufgaben

Haiyan fragt: Ich habe ein Foto von dir gesehen. Du hattest ein Handy. Ich möchte fragen: Warum hast du ein Handy?

„Gute Frage, Haiyan. Erstens ist das Telefon, das ich habe, nicht sehr teuer, aber es stimmt. Es ist ein Smartphone. Meine Mutter hatte es für mich gekauft aus ihren Einnahmen als Couscous-Verkäuferin. Ich danke meiner Mutter dafür. Meine Mutter tut alles, damit ich mich vor den anderen Freundinnen nicht schäme, sondern genauso wertvoll und zufrieden erscheine.“

(Dies ist eine Gruppenarbeit von Juno, Hilde, Walaa, Ritag und Haiyan)

In eigener Sache

Wer die Sahel-Stiftung in Mauretanien bei ihrer Arbeit „für ein freies und selbstbestimmtes Leben durch Bildung“ unterstützen möchte, kann dazu Spenden beim Förderverein für bedrohte Völker e.V. einreichen. Hier geht es zu deren Projektseite.

  1. [Anmerkung des Kursleiters: Tatsächlich ist die Situation kompliziert. Verboten wurde die Sklaverei zuerst 1981. Doch auch das geschah nur auf dem Papier. Faktisch lässt sich aufgrund der mangelnden Bildungssituation unter den heutigen ehemaligen Sklaven und deren Kindern nur schleppend eine Verbesserung herbeiführen, die aus der Abhängigkeit führt.] ↩︎
  2. Anmerkung des Kursleiters: Unsere Arabisch sprechenden Kinder haben die Antworten, die auf Arabisch kamen, zunächst mündlich auf Deutsch für den Kurs übersetzt. Die eigentliche Übersetzung hier im Text wurde dann aber von einem Erwachsenen angefertigt. Alle anderen Texte haben die Kinder selbst recherchiert und aufgeschrieben. Von jedem Kind sind einige Sätze und Bildunterschriften dabei. ↩︎